Friday, 14. July 2006

Aus aktuellem Anlass

könn ja schon ganz interessant sein, diese kleinen Veränderungen in der Übersetzung....



SONNET 66

Tired with all these, for restful death I cry,
As, to behold desert a beggar born,
And needy nothing trimm'd in jollity,
And purest faith unhappily forsworn,

And guilded honour shamefully misplaced,
And maiden virtue rudely strumpeted,
And right perfection wrongfully disgraced,
And strength by limping sway disabled,

And art made tongue-tied by authority,
And folly doctor-like controlling skill,
And simple truth miscall'd simplicity,
And captive good attending captain ill:

Tired with all these, from these would I be gone,
Save that, to die, I leave my love alone.



LXVI


Dies alles müd ruf ich nach Todes Rast:
Seh ich Verdienst als Bettelmann geborn
Und dürftiges Nichts in Herrlichkeit gefasst
Und reinsten Glauben unheilvoll verschworn

Und goldne Ehre schändlich missverwandt
Und jungfräuliche Tugend roh geschwächt
Und das Vollkommne ungerecht verbannt
Und Kraft durch lahme Lenkung abgeflächt

Und Kunst schwer-zungig vor der Obrigkeit
Und Geist vorm Doktor Narrheit ohne Recht
Und Einfachheit missnannt Einfältigkeit
Und Sklave Gut in Dienst beim Herren Schlecht.

Dies alles müd möcht ich gegangen sein,
Liess ich nicht, sterbend, meine Lieb allein.



das sechsundsechzigste sonett von shakespeare


ihr kotzt mich an, ich würd jetzt gerne gehn.

daß sie mein staunen immer noch bescheiden nennen
und hinter lachen nicht die armut sehn
und freien mut nicht, nur noch lüge kennen
und schamlos ihr geschwätztes konserviern
und liebstes nur zum zoten finden
und über unrecht, uns und unglück nicht mehr friern
und über jede art uns einzubinden
und die verfolgten dieser zeit bei tische mit verbieten
und herren sind und schrecklich unentzweit
daß alle aufrechten aus ihrer welt gerieten
und so gefahr mir droht: gewöhnung ist nicht weit.

und wie gesagt: ihr kotzt mich an;
doch mir zum gehn fehlt dieser dort
schweigende und redende und mir so liebe mann.

...

In Zeiten studentischer Protestbewegungen stelle ich mir eine Redaktionssitzung linksradikaler Medien ungefähr wie folgt vor:


CvD: ..und dann wäre da noch das Thema "Studentenproteste". Die sind ja nicht zimperlich diesmal. Aber was haben sie theoretisch zu bieten? Wollen wir darüber was machen?

Unterdessen langweilen sich die Redakteure, lesen lieber de-bug oder Titanic, bevor sie sich einer nach dem andern verabschieden. Übrig bleibt der eifrige Praktikant, selbst Student und sehr belesen, dem der letzte den Raum verlassende Redakteur noch den Tipp gibt, mal das Archiv aufzusuchen, da gäbe es bestimmt noch einen Artikel vom letzten Mal, bei dem man nur die Namen. "Ha", denkt sich der Praktikant, "das hätten die wohl gerne. Denen muss wohl mal gezeigt werden, wo der Hammer hängt. Schließlich hat sich schon Walter Benjamin ausgiebig mit der Problematik beschäftigt, das kann man nicht einfach so zwischen Tür und Angel abhandeln", worauf er in Nachtarbeit einen langen Essay über die notwendige Widersprüchlichkeit der Argumentations- und Demarkationslinien innerhalb der immateriell tätigen Multitude in Vorbereitung auf eine Karriere als Dauerpraktikant verfasst.
Als er das Werk am nächsten Morgen einreicht, gibt ihm der zuständige Redakteur mit einem bedauernden Zucken der Augenbraue den Ausdruck zurück: "Sehr durchdacht, aber viel zu lang. Setz dich mal mit X zusammen, aber nicht länger als 600 Zeichen." X hingegen will schnell fertig mit dem Artikel werden, schließlich hat sich seit seinen Tagen als Hausbesetzer nicht viel im Studentenmilieu getan. "Immer noch das alte Elend", schimpft er, "die sollten lieber mal ein Buch lesen, anstatt ständig auf die Autobahn zu rennen." Und schreibt noch schnell ein paar Zeilen, schließlich ist nachher Hot Chip-Konzert, das möchte er ungern verpassen. Säuerlich geht der Praktikant nach Hause, nimmt sich die Dialektik der Aufklärung zur Hand und schmollt.


Warum das alles? Na, deshalb...

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Wednesday, 12. July 2006

bilder zur zeit

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Sunday, 9. July 2006

Interesse anyone?

Ach ja, ich hab hier noch einige Jahrgänge Intro rumliegen. Will die jemand haben? Ansonsten fliegen sie in die blaue Tonne...

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Samstag während der Zugfahrt gesehen: eine Wäschespinne, beflaggt mit Schwarz-Rot-Gold. Später beim Aussteigen in Arnsberg dann drei junge Herren in schwarz mit Antifaschistische Aktion-Fahne und Dosenbier. Mich dann spontan entschlossen, die nächsten drei Monate optimistischer anzugehen. Gerade weil die WM dann vorbei ist.

"Den Deutschen wurden dagegen die neuen prekären Verhältnisse fußballästhetisch als Nationalcharakter vorgespielt. Und sie haben ihn angenommen, nicht nur fußballästhetisch, sondern auch in der Vergesellschaftungsform der Zwangsparty mit all ihren postfordistischen Performances, das Dabeisein garantierenden Ehrenämtern und serviceindustriellen Kurzarbeitsverhältnissen. Diese Form wird bleiben, die Begeisterung über sie aber abnehmen. Die Ideologen werden noch eine Weile weiter diese Begeisterung als Begeisterung für Deutschland einfordern. Dann ist übrigens auch bald wieder Love Parade. Und Tour de France. Zum Bundesliga-Beginn kehrt dann wieder Ruhe ein."

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Friday, 7. July 2006

Nimm dies, ZDF!

"With an artfulness and pathos that no other show has quite pulled off, “Veronica Mars” expresses the deep ambivalence that the working and middle classes feel about the rise of a monstrously flush ruling class in our midst. In doing so, it makes manifest both the deep-seated class resentment that makes a populist political revolt seem so tantalizing possible and the Stockholm Syndrome-like admiration that makes it so maddeningly unattainable."

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Thursday, 6. July 2006

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Monday, 3. July 2006

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Long time, no hear. Endlich mal wieder Zeit gehabt, die Musikliste auf einen aktuellen Stand zu bringen. Aber was heißt hier schon aktuell? Die Tendenz zum Spätwerk ist ja doch irgendwie auffällig.

Auch wenn Dubstep gerade die Musik der Stunde zu sein scheint, was mich für Mike Paradinas und sein hervorragendes Label Planet Mu freut, scheint hier ein Künstler die schon lange nötigen Props zu bekommen, schließlich ist Tango'n'Vectif ja auch schon 12 Jahre alt, oder nicht?

12 Jahre vergangen sind dann auch seit der "Neuerfindung" der Goldenen Zitronen aus dem Geist des Funpunk, an den Tag als Thomas Anders starb kann ich mich jedenfalls nicht mehr erinnern. Und auch wenn man innerhalb dieser 12 Jahre seine Nische im Kulturbetrieb gefunden zu haben scheint, spricht das nicht gegen die Band, die auch auf "Lenin" Unannehmlichkeiten vortrefflich zu benennen weiß, ohne den Verdacht der Linientreue auf sich zu ziehen. Schön auch der Diskussionstoff für die eher der Kaderschmiede zugeneigte Fraktion der Linken. Dass Lenins Worte zu Traktoren wurden, wie es da im Titelstück heißt, ist dann wohl eine klare Zurückweisung der Worte Stalins: "Es ist nicht schwer zu begreifen, dass, wenn die Sprache materielle Güter erzeugen könnte, die Schwätzer die reichsten Menschen in der Welt sein würden." Dies nur als Hinweis gedacht...

Jan St. Werner dagegen scheint schon im Stadium der Lebenswerk-Präsentation angekommen zu sein. Nachdem er in letzter Zeit eher durch publizistische und kuratorische Tätigkeit von sich reden machte, kann man auf Queries nochmal all die vergriffenen und nicht publizierten Stücke seines nur zu lobenden Projektes Lithops bestaunen und sich in Nostalgie ob der schönen Pluckerbeats ergehen. Da hat jemand eine Sound Signature gefunden.

Das haben This Heat natürlich nicht mehr nötig. Nachdem sie in den späten 70ern/frühen 80ern so ziemlich den gesamten MathRock und Post-Rock vorweggenommen haben, wurde es dann wohl auch mal Zeit für das 6CD-Boxset. Glückwunsch und weiter im Text.

Ohne Hommage scheint es auch in der experimentellen Musik nicht mehr zu laufen. Im Falle von Jazkamer heißt der Geehrte Lou Reed, dessen "Metal Machine Music" außer dem Albumtitel wohl nur die inflationäre Verwendung von Gitarren mit dem Werk von Lasse Marhaug und John Hegre gemeinsam hat. Für dieses Album holte man sich Verstärkung aus der BlackMetal-Szene Norwegens und so klingt's dann auch. Das Titelstück kommt meiner Vorstellung von Metal im Zeitalter der digitalen Reproduzierbarkeit auf jeden Fall recht nahe. Sehr schön.

Nach soviel Krach noch ein wenig Beschaulichkeit. Vetiver wurden in einem NYTimes-Artikel letztens ausgiebigst gewürdigt. Da diese Musik auch nach Jahren des Erfolges in den USA maximal eine kleine Notiz in der Intro bekommt, von Posterboy Devendra Benhart mal abgesehen, ist den Amerikanern eigentlich nur alles Gute zu wünschen. Mit dem kommerziellen Erfolg wird es wohl trotzdem nichts werden...

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Friday, 30. June 2006

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Was für ein Tag. Robert Gernhardt ist gestorben, draußen liegen sich die Menschen in den Armen. Gut, dass der Verstorbene sozusagen präletal noch die passenden Worte gefunden hat:

Fliegengedicht

In dieses Volk hineingeborn -
was hab ich in dem Volk verloren?

In diesem Volk, wo morgens die Getretenen
ihrem Spiegelbild schwören: Schluß mit dem
Stiefellecken, heute müssen Köpfe rollen

Schluß Schluß Schluß

In diesem Volk, wo mittags der Glanz der
frischgeleckten Stiefel all diejenigen blendet,
die sich die Visagen der Treter einprägen wollen

Glanz Glanz Glanz

In diesem Volk, wo abends die randvollen Gläser
die Angst der Köpfe der Getretenen vor dem
Rollen auslöschen sollen

Angst Angst Angst

In diesem Volk bin ich daheim.
So spricht die Fliege auf dem Leim.

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"Free market fanatics can happily give away their blog-making labor without realizing they’ve become cyber-communists! This ideological inconsistency has hidden the social impact of the hi-tech gift economy."

Mit bestem Dank an Johannes für die Madeleine...

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Thursday, 29. June 2006

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Meine Lieblingseigenschaft von Web 2.0 ist seine sprachliche Produktivität. Innerhalb der Folksonomy gibt einen long tail von Begriffen, die mir genausoviel Freude bereiten wie ein Schluck kühler Orangina. Nur Freedbacking finde ich ein wenig verwirrend. Dachte ich erst an einen taktischen Spielzug, später an eine Art von non-safe Sex und zu guter Letzt an das Ablegen von Kleidung, um den darunter liegenden Schwimmanzug zum Vorschein kommen zu lassen, erscheint mir seine letztendliche Bedeutung doch eher so, wie es das etwas unsensible compounding schon andeutet: wie Fanta.

Technorati:

del.icio.us:

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Tropige Trauben ?

"This is fiction that owes no allegiance to things as they are." (David Grubbs)

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