...

Bei den stichwortgebenden Intellektuellen begreifen nur wenige, zu denen eben Dietmar Dath gehört, wo es in Deutschland demnächst langgeht. Die Mehrheit will einfach nicht wahrhaben, daß sich die dritte Republik in einem heimlich ausgetragenen Klassenkampf befindet.

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spalanzani - 7. Sep, 12:44

Ja.
Als bestünde keine Notwendigkeit, wenigstens eine andere Sprache zu sprechen als die der sogenannten Reformer.

kubia - 8. Sep, 19:35

Damit sprechen Sie natürlich ein schwieriges Thema an, denn bis heute bin ich mir nicht sicher, welcher Sprachduktus dem angemessen wäre. Daths letzter Roman verzichtet dann auch darauf, die Problematik der sprachlichen Vermittlung zu thematisieren, indem er ganz zu Beginn seinen Protagonisten eine lebensverändernde Entscheidung mit Stalins Ansichten zur Sprache begründen lässt und die These seines Romans auf der Quantenphysik aufbaut.
spalanzani (guest) - 9. Sep, 18:34

Ich glaube nicht, daß er sich drückt. Sein großes Thema, und da ist er so auf der Höhe der Zeit, daß man gar nicht weiß: Prägt er sie schon oder prägt sie noch ihn -- ist Komplexität und die Hilflosigkeit unseres Umgangs damit.

Es ist ja kein Ausweichen, von Quanten und Zellulären Automaten zu sprechen, wenn alle Welt von einem dauerhaften wirtschaftlichen Ausnahmezustand mit im Wesentlichen zwei simplen Ursachen spricht.

Der neue Klassenkampf ist ja einer der Herrschaft, und zwar der Herrschaft unterkomplexer Theorien. Nicht hungrige Mäuler empören sich diesmal von unten, sondern dumme Köpfe empören sich von oben über Lebensformen, die weniger aggressiv oder zumindest weniger erfolgreich sind und die sie als Klötze am Bein empfinden und deswegen sanktionieren.

Die strategische Frage ist, wie man reagiert auf so etwas. Das Argumentieren gegen nicht falsifizierbare Theorien wie die vulgären Neoliberalismen ist einfach fruchtlos. Man hat es ja auch mit Gegnern zu tun, die sich nicht irren können. Es ist vollkommen undenkbar, daß Guido Westerwelle (als Prototyp genommen) sich je irrt, denn man braucht ein Mindestmaß an Format, um sich zu irren.

Was also macht man, wenn man nicht mehr aufklären kann? Dath antwortet immer wieder: Wild denken, ausnutzen, daß man schlauer ist und übrigens, anders als der Gegner, noch weiß, was Freundschaft ist. (Letzteres ja ein nicht zu vernachlässigendes, immer wiederkehrendes Thema.)
kubia - 10. Sep, 12:08

Da habe ich mich vielleicht unklar ausgedrückt. Ich würde Daths Haltung zur Sprache nicht als "Drücken" bezeichnen wollen, vielmehr, so hatte ich zumindest den Eindruck bei der Lektüre des Romans, kommt es mir so vor, dass er es deswegen vorzieht, nicht von der "reinen" Sprache, der Sprache der Ableitungen zu sprechen, weil er eben um ihre Begrenztheit weiß.

"Dirac" ist aus einem Grunde ein tolles Buch, weil es sich permanent allen Zuschreibungen aufs Neue entzieht. Es ist ein Coming-of-Age-Roman, der die Charaktere nicht mit der Welt versöhnt, es ist ein Science Fiction-Roman, der einen Gedanken der Quantenmechanik erfolgreich zur Beschreibung des Sozialen nutzt und damit einen Kontrapunkt zu wirklich hilflosen Naturalisierungen bietet, indem er ihnen das Mittel ihrer Allegorie als nicht zur Allegorisierung geeignet vorführt, so z.B. die naturalisierende Tendenz eines neoliberalen Denken, dass sich selbstverständlich nicht bei Herrn Westerwelle oder sonstigen Formatlosigkeiten findet, sondern in den Schriften eines Ludwig von Mises oder Friedrich v. Hayek.

Bei der Freundschaft muss ich Ihnen dann jedoch herzlichst zustimmen.

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